Warum wir Schmuckurnen aus Papier machen
Im Grunde ist eine Schmuckurne lediglich eine gute Verpackung. Sie wertet den darin befindlichen Gegenstand für einen bestimmten Zeitraum sowohl optisch als auch emotional auf. Zudem gewährt sie eine leichtere Handhabung des Inhalts – im Fall der Schmuckurne das würdevolle Absenken der Aschekapsel in die Grabstätte. Danach geht die Verpackung, die Urne, möglichst schnell und rückstandslos in den Recyclingkreislauf, bzw. in unserem Fall in den natürlichen Kreislauf über. Sie hinterlässt bis auf Erinnerungen bei den Trauernden keine Spuren in der Welt.
"Im Grunde ist eine Schmuckurne lediglich eine gute Verpackung."
Als 2014 Kristinas Vater starb und sie ihm eine Urne aus Holz fertigte, war das für sie als gelernte Geigenbauerin zunächst ein naheliegender Werkstoff. Holz, als natürliches Produkt, biologisch abbaubar, stabil und gut zu verarbeiten. In den darauffolgenden Jahren redeten wir immer wieder über Urnen, deren Materialität, Ästhetik und kulturtechnische Verwendung. Dies waren mehr oder weniger Gespräche über den „Istzustand“, eine Bestandsaufnahme, was es so gibt. Diese Gespräche und Recherchen ließen uns teilweise etwas ratlos zurück, denn wir wunderten uns sowohl über die Eintönigkeit der Formen, der Gestaltung als auch der Materialien. Selbst Urnen herzustellen, kam uns jedoch nicht in den Sinn. 2020, bei einem dieser für diese Zeit typischen, ausgedehnten Spaziergänge fingen wir dann an, über die Herstellung eigener Urnen nachzudenken. Erneut stellte sich die Frage nach dem richtigen Werkstoff. Relativ schnell blieben wir gedanklich bei Papier hängen und waren erstaunt, dass dieses Material bei Schmuckurnen noch wenig Verwendung findet. Für uns lagen die Vorteile klar auf der Hand: Papier bietet nahezu unendliche Möglichkeiten der Verarbeitung, kann ressourcenschonend* und nachhaltig hergestellt werden, ist entgegen der Annahme vieler Menschen ein sehr stabiles und hochwertiges Material, ist biologisch abbaubar und kann von den Hinterbliebenen selbst auf unterschiedlichste Art gestaltet werden.
So stand für uns ziemlich schnell fest: nachhaltige Papierurnen sollen es sein.
Wir experimentierten mit Pappmaché, Flechttechniken, Schichten und Falten. Nach einiger Zeit und ein paar gescheiterten Experimenten, hatten es uns die Falten angetan. Durch eine regelmäßige Anordnung von Berg- und Talfalten, lässt sich eine überraschend stabile Struktur erzeugen, welche gleichzeitig viel kreativen Freiraum lässt. Diese klassische Technik findet man nicht nur bei unseren Urnen, sondern sie dient auch der Versteifung anderer Materialien wie bei Lampenschirmen und Möbeln im klassischen Produktdesign, bei Wellpappe, in der Mode oder gar Architektur, bei Fassadengestaltung oder als Tragwerk.
* Zum Beispiel durch die Verwendung von schnell nachwachsenden Rohstoffen wie Hanf (Urne Nirvana), Gras (Urne Wiesengrund) und Eukalyptusfasern (Urnen Vehlitz, Helianthus, Samaki und Boscombe Pier) oder Abfallprodukten wie Tresterresten aus der Bierproduktion (Urne Soil), Recyceltem Altpapier (Urne Oh Wow ) oder Baumwollresten aus der Textilindustrie (Urnen Velvet Rain und Erstheit.)
Wir waren und sind, überzeugt vom Papier und seinen oft unterschätzen Qualitäten. So werden seit 2022 unsere nachhaltigen Schmuckurnen in Handarbeit aus jeweils einem Bogen Papier, einem Boden aus FSC zertifizierter Graupappe, vier Senkschnüren aus Recyclingbaumwolle und ein wenig Kleber auf Naturkautschuk-Basis gefertigt. Unsere Papiere und Kartonagen kommen alle (bis auf eines) von der Büttenpapierfabrik Gmund am Tegernsee. Gmund zeichnet sich durch besondere Nachhaltigkeit und Qualität aus und wir sind jedes Mal aufs neue begeistert von diesem vielseitigen Material. Das Papier unserer Seeurne Kaizen kommt von der britischen Firma Notpla und wird aus den Ballaststoffen der Algen gewonnen, welche beim Fertigungsprozess ihrer biologisch abbaubaren Plastikalternativen übrig bleiben.
Dies ist in Kürze die Geschichte, wie aus einer ersten Holzurne im Laufe der Zeit die urnfold Papierurnen wurden. Nach gut 200 beigesetzten Urnen können wir sagen: